Sprachentwicklungsstörung (SES)

Eine SES beinhaltet eine zeitliche und inhaltliche Abweichung vom normalen Spracherwerb eines Kindes. Die Kinder fangen verspätet an zu sprechen, sprechen oft so undeutlich, dass sie von ihrer Umgebung nicht verstanden werden und können häufig selbst Sprache nicht gut verstehen. Dies führt auch zu Auffälligkeiten im Spiel- und Sozialverhalten.
Störungen und Verzögerungen in der Sprachentwicklung können dabei in unterschiedlichen Bereichen auftreten:

1. Wortschatz
Der aktive Wortschatz des Kindes ist zu klein. Es kann viele Dinge noch nicht benennen oder verwendet statt dessen Ersatzausdrücke wie „das da“. Das Defizit kann sich dabei auf alle Wortarten beziehen (Adjektive, Verben usw.). Ursache dieser Störung kann z.B. die mangelnde Fähigkeit der Speicherung und des Abrufs von Wörtern aus dem sprachlichen Gedächtnis der Kinder sein.

2. Dysgrammatismus
In der Sprachentwicklung verwendet ein Kind normalerweise nicht sofort korrekte lange Satzgebilde, sondern verkürzt und vereinfacht Sätze und Wortformen. Mit etwa 4 Jahren sollten Kinder jedoch überwiegend grammatikalisch korrekt sprechen. Beim Dysgrammatismus liegt eine Störung und/oder Verzögerung der grammatikalischen Entwicklung vor.
Fehler können auftreten im Satzbau (z.B. „ich Auto fahre“, „Peter mir Ball weggenommen hat“), bei der Wortbildung („ich bin gelauft“ „er habt“), Pluralformen („Krokodils“), der Artikelwahl („die Tisch“, „der Fenster“) oder der Nebensatzbildung („Ich bin müde wegen ich hab schlecht geträumt“).

3. Lauterwerb (phonologische Störung)
Eine phonologische Störung liegt vor, wenn ein Kind nicht in der Lage ist, Laute korrekt zu artikulieren, die es in seinem Alter können sollte. Die Kinder entwickeln ein eigenes phonologisches System, in dem es z.B. zu Ersetzungen („Taffee“ statt „Kaffee“) oder Auslassungen („B_ume statt „Blume“) von Lauten kommt.

4. Artikulationsstörung
Bei einer reinen Artikulationsstörung wird nicht ein Laut durch einen anderen ersetzt (phonologische Störung), sondern der Laut so verändert, dass er entweder von der Umwelt schlecht verstanden wird oder nicht normal klingt. Ein typisches Beispiel ist der Sigmatismus interdentalis („Lispeln“), bei dem der S-Laut mit der Zunge zwischen den Zähnen gebildet wird. Ursache ist zumeist eine mangelnde Kontrolle und Koordinationsfähigkeit der Artikulationsorgane (Zunge, Lippen, Kiefer, Gaumensegel...)

5. Auditive Wahrnehmungsstörung
Im Gegensatz zur peripheren Hörstörung kann das Kind alle Geräusche und Sprachlaute richtig aufnehmen, das periphere Hören (die Reizweiterleitung im Ohr) ist intakt. Geräusche und Laute werden jedoch im Gehirn nicht richtig verarbeitet.
So kann es zu Störungen in verschiedenen Teilbereichen kommen. Kinder sind teilweise sehr schreckhaft bei lauten Geräuschen, können nicht hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt oder können sich Gehörtes nicht gut merken. So kann ein Auftrag wie „Bring die Tasse und die Flasche“ zu lang sein und das Kind kann sich nur einen Teil merken (es bringt z.B. lediglich die Tasse). Für einige Kinder hören sich ähnlich klingende Wörter (z.B. Kanne – Tanne) gleich an.
Dies kann Auswirkungen auf die Aussprache, das Sprachverstehen und das Lesen und Schreiben lernen haben.